Geschichte und Rezepte von Swetlana S.

  Geschichte

Manty (mit Betonung auf der letzten Silbe) sind Teigtaschen, die man in einem speziellen Dampfkochtopf zubereitet. Sie sind typisch für viele Länder in Mittel- und Zentralasien: Kasachstan, Kirgisien, Usbekistan und Turkmenistan. Während der sowjetischen Zeit wurde diese asiatische Spezialität weiter in den Westen verbreitet. Jeder Ingenieur, der auf einer Geschäftsreise asiatische Länder besuchte, jeder Offizier, der in Baikonur oder sonst wo in Asien seinen
Dienst leistete, nahm unbedingt ein paar exotische Köchenutensilien mit, ohne die es unmöglich gewesen wäre einige exotische Gerichte zuzubereiten: Gusseisenbräter sphärischer Form namens "Kasan" und einen Dampfkochtopf mit
mehreren Lochrosten "Manty-Kasan". Dank dem Kasan konnte man dann auch in Moskau oder Minsk seine Gäste mit dem berühmten Pilaw verwöhnen. Manty-Kasan benutzte man für Manty. Im Gegenteil zu diesem Wort, kam "Kasan" jedoch nicht in den russischen Sprachgebrauch. Stattdessen erfanden die Russen selbst verschiedene Varianten von Namen: Mantyschniza, Mantniza und Mantowarka - nach Regeln der russischen, nicht der usbekischen oder kasachischen Sprache natürlich. Auch viele Kasachstan- oder Kirgisiendeutsche, die nach Deutschland aus Nord-Kasachstan aus Kirgisien übersiedelten, nahmen "Mantowarki" mit. Diejenigen, die das versäumten, konnten dann auch hier in Deutschland den speziellen Dampfkochtopf erwerben. Wenn die Nachfrage besteht, dann kommt ganz schnell ein Angebot her: In jedem russischen Geschäft findet sich eine in Deutschland produzierte "Mantyschniza".

 

Ihr mögt euch sicher fragen: Warum sollte sich jeder diesen Dampftopf anschaffen? Die Antwort ist einfach: Man wird zu einem Manty-Fan, wenn man nur einmal richtige Manty probiert hat. Sie sind unheimlich köstlich. Aber nur die richtigen!

Und was ist richtig? Ein rauer Nomade würde sagen: Große Manty aus dünnem Teig, nur mit Hammelfleisch, Hammelfett und Zwiebeln gefällt, jeder Mant' soll so groß wie Katzenkopf sein. Der verwöhnte Tatare bevorzugt kleinere, mit Fleisch-Zwiebel-Kürbis-Füllung. Stadtkinder wie die Uiguren bereiten die Manty gern mit vielen Gewürzen zu. Die kreativen Usbeken experimentieren sogar mit Fleisch-Quitten-Rosinen-Füllung oder anderen Besonderheiten. Dazu gibt es noch Manty aus Hefeteig und gedämpfter Fleischrolle. Eines haben alle gemeinsam: alle Zutaten für die Füllung müssen von Hand klein geschnitten werden, etwa in 5 mm Größe Stücke.

Wo kann man richtige Manty probieren? In Zentral- und Mittelasien gibt es unzählige Möglichkeiten: Zuhause, bei Freunden und Verwandten oder in einem Lokal (einheimische aber bestellen lieber europäische oder russische Gerichte, asiatisch kochen sie viel lieber selbst). Hier in Deutschland aber, ist es ganz schwer richtige Manty zu finden. Es gibt kaum Restaurants mit zentralasiatischer Küche. Beim Googeln fand ich nur ein erbärmliches Lokal in Berlin (Bilder und Beschreibung sagten ausreichend über die Qualität aus) und ein usbekisches Lokal in Frankfurt (dahin würde ich mich schon wagen). Sonst kann man noch in einem Kühlfach des Supermarktes zwischen Fertiggerichten eine Tüte Manty finden.
Dann ein guter Rat: aufpassen, nicht kaufen! Das ist reine Profanierung.

Wenn ihr nicht gerade mit jemandem bekannt seid, der Manty zubereiten kann, dann gibt es nur einen Ausweg: selber kochen.
6 Stück in einem einheimischen deutschen Dampfkochtopf, zum Beispiel. Ganz simpel, wie bei den Nomaden, oder mit einigen
Zutaten mehr. Wenn die Manty fertig sind, dann nur mit der Hand essen. So werden sie von allen gegessen: von den wilden
Kerlen aus der breiten Steppen bis hin zu den raffinierten Großstadtkindern.

 

 

  Rezepte

 16-18 Manty, etwa für 2-3 Personen. Zeitaufwand - ca.3 Stunden

Für den Teig
      Mehl
      Wasser
      Salz
      Ei

Für die Füllung
      Lammfleisch, nicht mager,      sondern mit Fett, wenn keines      dabei ist, extra kaufen 200 g
      Kürbis 200 g
      Zwiebel 150-170 g
      Salz
      Pfeffer

Statt Kürbis kann man auch die gleiche Menge Zucchini nehmen, oder 150 g Weißkohl, oder 150-170 g Kartoffeln.

Soße
      Knoblauch 30 g,
      Sonnenblumenöl 100-150 ml
      Scharfe Paprika,      
      Chili,
      1 EL, nach Geschmack auch      mehr


Der Teig wird wie für Nudeln gemacht, aber noch fester, weil er dünner ausgerollt werden muss und dabei nicht zerreißen darf. Den Teig eine halbe bis eine Stunde unter Frischhaltefolie ruhen lassen.
Teig in 100g-Portionen einteilen, jeden Teil zu einer Rolle mit etwa 3 cm Durch-messer rollen, dann in 1 cm dicke Scheiben schneiden. Der Teig soll so gut durch-geknetet, elastisch und fest sein, dass man kaum mehr Mehl zum Ausrollen braucht. Mit dem Nudelholz jede Scheibe zu einem 1 mm dünnen Kreis mit einem Durch-messer von etwa 6-7 cm ausrollen.

Lammfleisch zusammen mit Fett klein schneiden, ungefähr in 5 mm dicke Würfel. Zwiebel und Kürbis genauso. Alles gut vermischen, salzen, pfeffern.

Die Füllung hineingeben (ungefähr einen Esslöffel voll) und dann fein falten. Und zwar so, dass jede Tasche einen flachen Boden hat und eine hübsch gefaltete "Krone": Als erstes faltet man dazu den Teig in der Mitte zu einem Halbmond und hält ihn zwischen zwei Fingern an der oberen Kante mittig fest. Anschließend holt man von unten die beiden an der Seite offenen Kanten nach oben und führt die Enden zur Mitte, dort, wo man den Mant' festhält. Das Ganze sollte jetzt aussehen wie eine Blüte mit vier Blättern. Alle offenen Kanten werden nun durch Zusammen-drücken verschlossen. Zwei jeweils nebeneinander liegende "Blütenspitzen" werden miteinander verknüpft und fertig ist der Mant'. Er hat nun einen flachen Boden und die obere "Krone" besteht aus zwei verbundenen Ringen.

Man kann auch den ganzen Teig so dünn wie möglich ausrollen, danach auf Quadrate gleicher Größe schneiden und anschließend falten. Das ist praktischer, wenn es sich um größere Mengen an Manty handelt, die man zu falten hat.
In den Dampfkochtopf nur so viel Wasser eingießen, dass das Lochrost über dem Wasserspiegel bleibt. Auf den Herd stellen, zum Kochen bringen. Jeden Rost mit Butter oder Sonnenblumenöl einfetten. In eine Teller etwas Öl geben. Den Boden jedes Mant's in Fett eintauchen und danach auf dem Lochrost platzieren. So alle Roste füllen und in den Dampfkochtopf stellen. Hitze so reduzieren, dass das Wasser nicht zu schnell weg ist, aber genug Dampf entsteht. Etwa 45-55 min garen. Dann mit der Hand alle Manty von den Rosten nehmen und auf eine Platte legen. Sofort servieren.

 

 

 

 

 

Zu Manty kann man eine würzige Soße zubereiten. Die Soße aber nicht rundherum auf die Manty geben, man isst sie nämlich mit den Händen.
Knoblauch putzen, schälen, in eine Schale pressen. Scharfe Paprika dazugeben. In einer Kasserolle Sonnenblumenöl erhitzen und auf Knoblauch draufgießen. Kalt servieren. Auf Wunsch kann man noch gemahlenen Koriander oder Ingwer zufügen.